Team der Augenklinik Ahaus in Äthiopien
Klimaveränderungen machen auch vor Afrika nicht halt. Als Dr. Ralf Gerl am 26. März mit seinem fünfköpfigen Team in Afrika eintraf, schüttete es in Strömen. Die plötzlich auftretenden wolkenbruchähnlichen Regengüsse hielten eine Woche an. Auch die kleine Regenzeit verschiebt sich, berichtete der Direktor des Chiroer Hospitals, Dr. Tegene.
11.05.2010
Ahaus. In der Regenzeit sind Fußmärsche aus den entlegenen Regionen praktisch unmöglich. Danach müssen Felder gepflügt und neu gesät werden, da bleibt keine Zeit, blinde Angehörige tagelang zur Augenklinik zu führen. Die von einem äthiopischen Augenarzt geleitete Augenklinik in Chiro betreut ca. 3 Millionen Menschen.
Auf Deutschland übertragen würde das bedeuten, dass München und seine Umgebung nur von einem Augenarzt versorgt würde. Dr. Kefale, der diese Aufgabe in Chiro wahrnimmt, berichtet, dass 48.000 blinde Menschen in der Region Oromiya leben, davon wären 50 Prozent am Grauen Star erblindet. Insgesamt wären 80 Prozent durch medizinische Maßnahmen heilbar. Dank Informationsarbeit der Christoffel-Blindenmission (CBM) trafen trotz der Regenzeit viele Patienten in der Augenklinik ein. Hier wurden sie zunächst von dem äthopischen Untersuchungsteam voruntersucht. Erstmals wurden während dieses Einsatzes durch Dr. Ludwig Krabbe aus der Gemeinschaftspraxis Gronau-Vreden die Augen mit einem Biometriegerät vermessen, so dass jedem Patienten individuell im Rahmen der Katarakt-Operation eine für ihn passende Linse implantiert werden konnte. Dr. Krabbe unterrichtete die äthiopischen Mitarbeiter in der Bedienung des Biometriegerätes und im Beseitigen von Störungen.
Auch die leitende OP-Schwester aus Ahaus, Schwester Angelika Epping, sah eine ihrer Hauptaufgaben darin, die äthiopischen OP-Schwestern im Umgang mit einem neuen Sterilisator einzuweisen. Das Gerät stand seit einem Jahr ungenutzt in einem Vorbereitungsraum. Die englische Betriebsanleitung konnte aus sprachlichen Gründen nicht gelesen bzw. verstanden werden und die grün leuchtenden Anzeigen des Gerätes verängstigten die OP-Schwestern. Schwester Angelika erklärte, zeigte die Abläufe, wies auf Störungen und Maßnahmen zu deren Beseitigung solange hin, bis die einheimischen Schwestern die Operationssiebe selbst einlegen und das Gerät bedienen konnten. Störungen wurden simuliert.
Jetzt freuen sich alle, dass die äthiopische Mannschaft das Gerät pausenlos einsetzen und auch Fehlermeldungen selbstständig lösen kann. Da bekannt ist, dass elektronisch gesteuerte Maschinen in der dritten Welt schlecht gewartet häufig total ausfallen, fuhr Dr. Gerl Anfang des Jahres nach Nepal, um in Lahan bei Dr. Albrecht Hennig eine OP-Technik zu verfeinern, die ohne aufwendige Geräte auskommt. Diese sogenannte Fish-Hook-Tunneltechnik gab er an Dr. Kefale weiter. “Bei unserem Einsatz in Chiro ging es in erster Linie nicht darum, viele Operationen selbst durchzuführen, es geht darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Ich bin erstaunt wie gut diese Ocunet/CBM-Augenklinik schon jetzt organisiert ist und wie geschickt Dr. Kefale die Patienten operiert und engagiert versorgt.“, so Dr. Gerl.
Auch der Ingenieur für Medizintechnik, Matthias Müller, von der Augenklinik Ahaus hatte alle Hände voll zu tun. Zusammen mit Florian Linke aus Stadtlohn ersetzte er zweiadrige Leitungen gegen Kabel mit Erdung und entsprechende Schalter und Steckdosen, da die aus chinesischer Produktion in großem Maße bereits schon wieder defekt waren. Auch wurden Oxymetrie-Blutdruckmess- und EKG-Geräte der angrenzenden Abteilungen des Hospitals repariert. Man war erstaunt, was die deutsche Truppe auch handwerklich zu Wege brachte. Zusammenfassend kann folgendes gesagt werden: Die Augenklinik Chiro arbeitet professionell, der Standard ist für äthiopische Verhältnisse sehr gut.
Es fehlen in ganz Äthiopien gute Handwerker, die Bauausführungen sind teils mangelhaft, weil der günstigste Anbieter den Zuschlag erhält. Ehrenamtliche Einsätze deutscher Teams scheinen auch künftig sinnvoll zu sein. Sterilisations- und Hygienemaßnahmen müssen weiter verbessert werden, Geräte und Ausrüstung sind regelmäßig zu überprüfen, möglichst auch zu verbessern, notwendiges Instrumentarium und Verbrauchsmaterial sollte ausreichend zur Verfügung gestellt werden. Hierzu bedarf es auch einer Überprüfung, die CBM allein kaum zu leisten vermag. Bei diesem Einsatz konnte das Team der Augenklinik Ahaus dank Spenden und dem Erlös des Benefizkonzertes von Jean Claude Seferian 150 Patienten kostenlos das Augenlicht wieder geben.
Die Freude und Dankbarkeit der Patienten belohnen die Anstrengungen des Einsatzes.
Kontaktdaten:
Augenklinik Ahaus G+H GmbH & Co. KG
Am Schlossgraben 13
48683 Ahaus