Die Studie Interventions for myopia control in children: a living systematic review and network meta-analysis (Lawrenson et al., 2023) untersucht die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen zur Verlangsamung der Myopieprogression bei Kindern. Dabei wurden optische, pharmakologische und umweltbezogene Interventionen verglichen, um eine Rangfolge ihrer Effektivität zu ermitteln.
Methodik
Die Studie basiert auf einer Netzwerk-Meta-Analyse, die randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit Kindern bis 18 Jahren einschloss. Primäre Endpunkte waren die Veränderung des sphärischen Äquivalents der Refraktion (SER) sowie die axiale Längenveränderung des Auges über mindestens ein Jahr. Insgesamt wurden 41 Studien mit 6772 Teilnehmern analysiert.
Ergebnisse
Die Analyse ergab, dass sowohl pharmakologische als auch optische Interventionen im Vergleich zu Placebo überlegen waren, sowohl in der Reduktion der Veränderung des sphärischen Äquivalents als auch in der Verlangsamung des axialen Längenwachstums und damit der Progression der Myopie bei Kindern. Die Evidenzsicherheit variierte dabei zwischen sehr niedrig und moderat.
Basierend auf den derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen gelten die Orthokeratologie (Ortho-K) sowie die topische pharmakologische Therapie mit Atropin-Augentropfen als die wirksamsten Strategien zur Verlangsamung der Myopieprogression im Kindesalter. Weitere optische Maßnahmen, wie multifokale Brillengläser und spezielle weiche Kontaktlinsen, zeigten ebenfalls positive Effekte, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.
Ortho-K-Linsen als Maßnahme zur Myopiekontrolle
Orthokeratologie-Linsen sind speziell angefertigte, formstabile Kontaktlinsen, die über Nacht getragen werden und die Hornhaut vorübergehend umformen. Die Cochrane-Analyse bestätigt, dass Ortho-K-Linsen die axiale Längenprogression des Auges signifikant verlangsamen können. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wurde eine durchschnittliche Reduktion des axialen Längenwachstums über einen Zeitraum von zwei Jahren um etwa 0,28 mm beobachtet.
Ein möglicher Wirkmechanismus ist die gezielte Veränderung des peripheren Netzhautbildes durch Ortho-K, wodurch ein myopischer Defokus erzeugt wird. Dies könnte das Signal zur axialen Verlängerung des Auges abschwächen. Die Studie hebt hervor, dass Ortho-K insbesondere für Kinder mit einer moderaten Myopie (−1,50 bis −5,50 dpt) eine wirksame Behandlungsoption darstellt.
Schlussfolgerung
Die Cochrane-Übersichtsarbeit kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl pharmakologische als auch optische Interventionen wirksam sind, um die Myopieprogression bei Kindern zu verlangsamen. Besonders effektiv erwiesen sich Ortho-K-Linsen sowie die medikamentöse Therapie mit Atropin-Augentropfen. Auch multifokale Kontaktlinsen können eine wichtige Rolle bei der Verlangsamung der Myopie spielen.
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Lawrenson JG, Shah R, Huntjens B, Downie LE, Virgili G, Dhakal R, Verkicharla PK, Li D, Mavi S, Kernohan A, Li T, Walline JJ. Interventions for myopia control in children: a living systematic review and network meta‐analysis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 2. Art. No.: CD014758. DOI: 10.1002/14651858.CD014758.pub2. Accessed 06 February 2025.
(Quelle: Interventions for myopia control in children: a living systematic review and network meta‐analysis – Lawrenson, JG – 2023 | Cochrane Library)
Lagrèze, W. A., & Schaeffel, F. (2017). Preventing Myopia. Deutsches Arzteblatt international, 114(35-36), 575–580. https://doi.org/10.3238/arztebl.2017.0575
(Quelle: Preventing Myopia -Lagrèze, W. A., & Schaeffel, F. – 2017 | Deutsches Arzteblatt international)