Verbund bringt Vorteile
Der „Trend in die Großstadt“ macht es schwierig, junge Ärzte für ländliche Gebiete wie das Westmünsterland zu gewinnen. „Es sei denn, man bietet eine gute fachärztliche Weiterbildung“, berichtet der Vredener Augenarzt Dr. Karl Brasse.
12.04.2012
„In unserem Bereich dauert die Ausbildung zum Facharzt fünf Jahre und setzt sich aus mindestens zwei Jahren an einer Fachklinik und drei Jahren in einer Praxis oder Ambulanz zusammen, erklärt Dr. Ludwig Krabbe aus Gronau. „ Bisher mussten diese Ausbildungsblöcke zeitlich streng getrennt absolviert werden. So sieht es die Weiterbildungsordnung der Ärztekammer Westfalen Lippe vor”.
Diese rigide Ordnung führe dazu, dass Assistenzärzte die Ausbildung nicht an einem Standort absolvieren konnten. Ferner könne eine Einzelpraxis in diesem hochtechnisierten Fachgebiet nicht die gesamte technische Ausstattung einer guten Klinik bieten. Das bedeute, dass die Chancen qualifizierten ärztlichen Nachwuchs zur Ausbildung zu gewinnen, in einer Kleinstadt fast aussichtslos seien.
Brasse wandte sich deshalb vor einem Jahr an die Ärztekammer in Münster mit der Bitte um Änderung der Weiterbildungsordnung. Ein mit den Augenärzten Dr. Ralf Gerl und Dr. Rolf Meyer-Schwickerath von der Augenklinik Ahaus entwickeltes Konzept einer Ausbildung im Verbund wurde vorgelegt. Kernpunkt ist die zeitgleiche Ausbildung in Klinik und Praxis. Das heiße zum Beispiel, morgens können die Weiterbildungsassistenten die Fachärzte bei der Arbeit im OP an der Augenklinik Ahaus begleiten und stünden nachmittags dann für die Versorgung in den Praxen außerhalb der Klinik zur Verfügung. Dies sichere eine gute praktische Ausbildung.
Mustergültiges Konzept
Das von der Ärztekammer als mustergültig angesehene und erstmalig genehmigte Konzept biete aber noch viel mehr, teilt die Ärzte-Initiative mit. Die Initiatoren, zu denen auch der Netzhautspezialist Dr. Hakan Kaymak gehört, konnten einen interdisziplinären Kreis von 20 Ärzten für die theoretische Ausbildung zusammenbringen. Jeweils ein Hautarzt, Neurologe, Diabetologe, Radiologe und HNO-Arzt garantierten, dass in den Vorlesungen der gesamte Prüfungsstoff adäquat vorbereitet werde. Beliebt bei den fünf Weiterbildungsassistenten seien die zusätzlichen Online Fortbildungen und Wetlabs (OP-Simulationen an tierischen Geweben).