Skip links
Ophthalmologischen Schlossgespräche

Der Patient hinter dem Auge: Von Forschung bis Ethik

21.05.2012

„Rätsel der Myopie“ lautete der Titel des Eröffnungsvortrages. Der Tübinger Universitätsprofessor Dr. rer. nat. Frank Schaeffel erforscht seit seiner Studienzeit Ursachen für die Kurzsichtigkeit. „Bei Naturvölkern kommt diese Art der Fehlsichtigkeit gar nicht vor“, erklärte Schaeffel den gespannt lauschenden Zuhörern. Es stelle sich also die Frage, was an dem Phänomen Kurzsichtigkeit genetisch bedingt sei und welche Umwelteinflüsse eventuell eine Rolle spielten. Trotz jahrzehntelanger intensivster internationaler Forschungen sei die Entstehung der Kurzsichtigkeit immer noch in weiten Teilen ein ungelöstes Rätsel.

Dr. Christopher Kallen schloss an mit einem Vortrag über moderne Aspekte der Glaukom-Therapie. Die Entwicklung des Glaukoms erfolge in verschiedenen Stufen, erklärte er und so könnten die Erkenntnisse über diese Stufen für die Betrachtung des Krankheitsverlaufes und die Therapie im Praxisalltag sehr nützlich sein.

Ein aktuell in der Fachwelt diskutiertes Thema beleuchtete Prof. Rupert Menapace aus Wien: den Einsatz des Femtosekundenlasers bei der Operation des Grauen Stars. Die Anwendung dieses Lasers würde die Operation vereinfachen, aber auch um über 1.000 Euro teurer machen, schätzte Menapace. Hier spalte sich die Meinung hinsichtlich ökonomischer Aspekte versus durchaus sinnvoller medizinischer Innovation, die auch Risiken in sich bergen können.

Als ehemaliger Präsident des Weltkongresses WOC 2010 in Berlin präsentierte Prof. Gerhard Lang (Ulm) damals die „wohl eindrucksvollste Eröffnung eines Ophthalmo-Kongresses in Deutschland“, wie die Fachpresse einhellig titelte. Sehr viel bescheidener, aber nicht weniger spannend referierte Lang nun beim Symposium im Schloss Ahaus über die optische Kohärenztomographie (OCT) im vorderen Augenabschnitt. Dieses Spezialmessgerät wird meist zur Netzhautuntersuchung im hinteren Augenabschnitt eingesetzt. Lang erklärte die bislang noch selten genutzten weiteren Einsatzmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Messung der Hornhautdicke zu Dokumentationszwecken vor und nach einer Operation.

Für das Fachpersonal aus dem OP waren vor allem die Informationen des Netzhautexperten Dr. Hakan Kaymak außerordentlich lehrreich. Kaymak, der seit einem Jahr in der Augenklinik Ahaus operativ tätig ist, diskutierte aktuelle Trends der modernen Netzhautchirurgie und stellte Neuentwicklungen vor. Er zeigte auf, dass altbewährte Operationstechniken bei Netzhautablösungen immer noch ihren festen Platz haben. An diesen Vortrag schloss sich PD Christian Ahlers mit Informationen zur Diagnose von  Netzhautdefekten mittels OCT an.

„Der Mensch hinter dem Auge“ war das abschließende und von allen Teilnehmern besonders gelobte Thema des Symposiums. Prof. Hans Hoerauf (Göttingen) beleuchtete den Aspekt von „Empathie in Zeiten ökonomischer Zwänge“. Der zunehmende wirtschaftliche Druck im Gesundheitswesen führe zu immer weniger Zeit für die individuellen Belange des Patienten. Dabei sei es gerade die persönliche Zuwendung, die das Arzt-Patienten-Verhältnis bestimme. Hoerauf zeigte ganz praktische Möglichkeiten, wie Zuwendung auch in einem besonders stressigen Alltag noch möglich wird.

Für die Moderation der Ophthalmologischen Schlossgespräche hatten die Veranstalter wieder den Verleger und Augenarzt Dr. Hans Biermann gewinnen können. Beim Mittagessen bot sich den Teilnehmern die Gelegenheit, die neue Augenpraxis am Schlossgraben in Augenschein zu nehmen. „Ein rundum gelungenes Symposium“ so lautete das einhellige Resümee der Augenärzte und Fachteilnehmer aus der Industrie.

Table of Contents

Explore
Drag