Barockschloss Ahaus
Das Barockschloss Ahaus, ehemals Residenz der Fürstbischöfe zu Münster, schmückt die Mitte der Stadt ganz nahe der Augenklinik. Gegenüber dem Eingang der Klinik führt ein schattiger Weg in den Schlosspark. Das Schlossinnere, ehemals schmucker Rokoko, ist nun eher zweckmäßig eingerichtet: Die Technische Akademie Ahaus hat hier Seminarräume. Im Fürstensaal finden Konzerte und Vortragsveranstaltungen statt. Die Flure beherbergen wechselnde Ausstellungen. Zwei kleine Museen bevölkern die Torhäuser. Das Schloss ist ein Produkt der Friedenszeiten. Hier ein paar Schlaglichter auf seine Geschichte und die der Stadt.
Barockschloss Ahaus
Ein langer Frieden
Der Dreißigjährige Krieg traf Ahaus und seine Umgebung mehrfach. Die Bürger hier mussten über längere Zeit plündernde und brandschatzende Truppen ertragen oder die Truppen direkt vor Ort versorgen, was nicht viel besser war. Nur ein acht Kilometer entfernt starben bei der Schlacht am Lohner Bruch 6000 Soldaten.
Nach dem Westfälischen Frieden 1648 wurde Ahaus bis zum Siebenjährigen Krieg 1756, also mehr als 100 Jahre, nicht mehr von Kriegen berührt. Den Besitz des Schlosses und seiner Umgebung hatten bereits 1406 die Fürstbischöfe von Münster übernommen. Bis zur Säkularisation 1803 war Ahaus unter ihrer Herrschaft und profitierte meist davon.
Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg herrschte von 1688 bis 1706 und war sehr freigiebig. Er liebte es, in Ahaus zu jagen, und machte das Schloss deshalb zu seiner bevorzugten Residenz. Deshalb beauftragte er schon ein Jahr nach Amtsantritt den Kapuzinermönch Ambrosius von Oelde mit der Planung des Barockschlosses. Zwischen 1690 und 1698 entstand das Hauptgebäudes.
Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) zerstörten die Franzosen die Gartenseite des Schlosses. Den Wiederaufbau übernahm Johann Conrad von Schlaun, ein Meister des westfälischen Barocks, im Auftrag des Kurfürsten Friedrich von Königsegg-Rothenfels. Das Innere des Schlosses versah er mit einer fröhlichen Rokoko-Einrichtung.Von Schlaun hat beispielsweise auch den Erbdrostenhof in Münster geplant.
Bereits zuvor existierte ein Garten im französischen Stil, ein Orangerie, ein Komödienhaus und der Fasanengarten. Von letzterem blieb bis heute am Canisius-Gymnasium, Hindenburg-Allee, das Eingangstor und die Mauern.
Ab der Säkularisierung 1803 war das Schloss zunächst im Besitz der Fürsten Salm-Kyburg und ab 1829 war hier die Tabakfabrik des Industriellen Oldenkott angesiedelt.
Barockschloss Ahaus
Das Schloss und der 2. Weltkrieg
ohannes Ridder beschreibt in berührender Klarheit die letzten Kriegswochen im März 1945. Er war von 1921 bis 1946 Bürgermeister und danach Stadtdirektor. Am 22. März zerstörte ein Bomberangriff das Schlosses bis auf die Grundmauern. Ridder erwähnt dies nur am Rand, anderes war wesentlicher.
Vom 11. März bis zum Einmarsch der Engländer am 31. März erlitt Ahaus 19 größere Jagdbomberangriffe, 250 Menschen starben, 40 Prozent der Gebäude wurden zerstört. Vom Angriff am 21. März berichtet Ridder: „ Der Anbau des Rathauses ist wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Das Sparkassengebäude liegt flach am Boden.“ Er erzählt, wie Verschüttete aus dem Tresorraum geborgen werden. Bis auf eine stark eingeklemmte Frau sind alle tot. Soldaten, unter anderem Holländer, können sie unter starkem Beschuss erst am dritten Tag befreien.
Den Bericht beendet Ridder jedoch mit stolzen Zeilen zum Wiederaufbau ab 1946: „Das Schloß ist in der Form wiederaufgebaut, in der es vor der Zerstörung bestanden hat, so daß es wieder zu einer der schönsten Wasserburgen des Münsterlandes erstanden ist. Hier entstand ein Stadtteil von selten architektonischer, geschlossener, städtebaulicher Schönheit, der durch die Ausgestaltung des von der Stadt erworbenen Schloßparks zum Volkspark seine Vollendung fand.“
Dem Frieden ab 1945 ist zu verdanken, dass die Ahauser Schloss und Schlosspark für sich gewonnen haben.
Quellen
- Ridder, Johannes (1972): Beitrag zur Geschichte der Stadt Ahaus.
- Segbers, Bernhard (1971): Ahaus – Kirche und Stadt im Wandel der Zeit. Lehrer in Ahaus.
- Ninfa, Ursula (1999): Von Anholt bis Zwillbrock – Bau- und Kunstwerke im Westmünsterland. Schriftenreihe des Kreises Borken, Band XV.